Alte Kinder-T-Shirts

Growing My Tribe

Das Quilt wächst

Was macht man mit alten T-Shirts?

Das ist eine häufig gestellte Frage, besonders wenn man Kinder hat. Wie die Kinder wachsen! Und was dabei an gebrauchter Kleidung anfällt! Aber was tun mit den ganzen T-Shirts, Baby-Bodys und Lätzchen? Sie sind unglaublich süß und wecken so viele Erinnerungen. Es wäre doch schade, sie wegzuwerfen.

Die Lösung ist, dass man aus der alten Kleidung eine Erinnerungsdecke macht. Oder besser gesagt, man lässt sich von mir eine nähen. Eine Erinnerungsdeckeist eine Patchworkdecke, die aus alter Kleidung entsteht und somit Erinnerungen an eine bestimmten Person oder eine bestimmte Zeit im Leben festhält.

The Onesie Quilt – Eine Erinnerungsdecke

2024 hat mit einem schönen Auftrag für mich angefangen – aus lauter Babybodys und Kinder-T-Shirts sollte eine Erinnerungsdecke entstehen. Ungefähr so groß wie ein Einzelbett sollte sie sein, aber alles andere – die Auswahl der Kleidungsstücke, die Zusammensetzung – durfte ich selber entscheiden. Und was für eine Auswahl an Bodys und T-Shirts es gab! Eine ganze Kiste, dazu noch eine Tüte voller Sachen. Alles von Frau L. – Mutter von 2 Jungs (5 & 7). Sie hat schon seit der Geburt ihres ersten Sohns die Bodys aufgehoben, in der Hoffnung eines Tages sich eine Erinnerungsdecke leisten zu können.

Und so fing ich im Januar an das Onesie Quilt für Frau L. zu nähen. Als erstes habe ich alle Kleidungsstücke gesichtet und sortiert. Es gab ein paar Textilien, die für das Quilt nicht geeignet waren (Gestricktes, Plastik, Socken, usw.). Es gab einige Sachen, die nicht aus T-Shirt-Stoff waren – die habe ich zur Seite gelegt und dann später für die Einfassung (das Binding) benutzt. Und dann wurden die T-Shirts sortiert. Zuerst unterschied ich nur zwischen Motiv-T-Shirts und All-Over-Design-T-Shirts. Danach habe ich die Motiv-T-Shirts nach Farbe sortiert.

Beim Sortieren bin ich auf ein Erwachsenen-T-Shirt gestoßen: ‘Growing My Tribe’ – da wusste ich sofort, dass das der Ausgang für die Vorderseite des Quilts sein sollte. Darunter kamen die T-Shirts mit den Namen der Kinder und danach fing das Puzzeln an. Welche Farbe, welches Motiv wohin? Es sollte eine gewisse Balance entstehen, ohne komplett symmetrisch zu werden.

Onesie für Quilt

Onesie auseinander schneiden

Motiv ausschneiden

Wie macht man ein T-Shirt Quilt?

Als erstes schneidet man die T-Shirts auseinander. Die Ärmel werden abgetrennt und die Rückseite auch. Je nach Motiv wird manchmal der ganze Halsausschnitt weggeschnitten. Manchmal muss man an den Ecken, an denen die Ärmel waren, etwas Stoff ergänzen.
Wichtig ist, wenn man mit T-Shirts oder anderen Stretch-Stoffen arbeitet, dass sie für das Quilt stabilisiert werden. Sie dürfen sich im Quilt nicht mehr dehnen, sonst passt das Muster nicht zusammen und das ganze Quilt könnte auseinander reißen. Ich habe ein aufbügelbares Vlies benutzt um die T-Shirts zu stabilisieren – Vlieseline G710.

Hier muss man aufpassen, den man darf die T-Shirt-Motive nicht mit dem Bügeleisen berühren, sonst schmelzen sie – dann ist das T-Shirt kaputt und das Bügeleisen voller klebriger Reste. Ich bügele ausschließlich auf der Rückseite der T-Shirts. Außerdem lege ich ein Handtuch unter, weil auch das Vlieseline Klebereste hinterlässt. Da ist es leichter das Handtuch zu wechseln als die Bügelunterlage zu putzen. Wichtig ist, erst die T-Shirts zu stabilisieren und sie danach passend zuzuschneiden.

Es hat sich auch schnell herausgestellt, dass die Vorderseite fast komplett aus Bodys genäht werden würde. Das hat mit der Größe zu tun – die T-Shirts sind natürlich größer und passen untereinander besser zusammen. Dafür sind die Bodys alle relativ klein und haben sozusagen eine eigene Maßeinheit ergeben. So wuchs die Vorderseite, bis sie fertig war.

Vorderseite des Erinnerungsquilts

Rückseite des Quilts nähen

Als die Vorderseite fertiggestellt worden war, war es Zeit für eine kleine Pause. Ich hatte sehr konzentriert gearbeitet und musste einiges im Laden nachholen. Außerdem musste ich mir einen Plan erarbeiten. Für die Rückseite eines Quilts ist es wichtig, dass sie größer ist als die Vorderseite, weil beim Quilten die Vorderseite sich manchmal dehnt. Aber ich wollte nicht, dass irgendwelche Motive abgeschnitten werden. Nach etwas Überlegen habe ich mich entschieden, die Rückseite aus Motiv-Shirts erstmal kleiner als die Vorderseite zu machen. Danach wollte ich eine Borte aus T-Shirts mit All-Over-Motiv anfügen. So konnte ich die Ränder nach dem Quilten abschneiden, ohne mir Sorgen machen zu müssen, ob ich etwas Wichtiges abschnitt.

Rückseite ohne Rand

Rückseite mit Rand

Was ist ein Quilt-Sandwich?

Nachdem die Vorderseite und die Rückseite des Quilts fertig sind, macht man ein ‘Quilt Sandwich’. Ein Quilt Sandwich entsteht, wenn die Vorderseite, die Wattierung und die Rückseite des Quilts zusammengeheftet werden. Bei mir wird das zu Hause auf dem Boden im Studio gemacht. Die Rückseite wird mit Malerkrepp auf dem Boden gespannt. Dann kommt die Wattierung – in diesem Falle eine dünne Schicht Baumwoll-Bambus-Vlies. Und oben drauf die Vorderseite.

Zuerst werden alle Schichten geheftet. Hier arbeite ich mit Sicherheitsnadeln, mit denen ich von der Mitte des Quilts nach außen in jede Richtung alle drei Schichten des Sandwichs aneinander fixiere. Die Nadeln sind nicht weiter als eine Handfläche auseinander platziert, weshalb das Ganze schon eine Weile braucht. Dazu krabbele ich auf den Knien hin und her. Es darf keinerlei Falten oder Unebenheiten geben.

Quilt Sandwich

Das Quilten der Erinnerungsdecke

Wenn das Sandwich fertig geheftet ist, dann geht es weiter an die Nähmaschine zum Quilten. Das Wort Quilt oder quilten bedeutet das Verbinden der drei Schichten mit Nadel und Faden – entweder von Hand oder mit der Nähmaschine. Dabei werden die Schichten zusammengenäht, wodurch die Decke eine gewisse Stabilität bekommt. Patchworkdecken oder andere Stoffdecken, die mehrere Schichten haben und nicht gequiltet sind, sind viel anfälliger für Risse, da sie auseinander gezogen werden können.

Da beide Seiten des Onesie-Quilts sehr viele Farben und Mustern haben, habe ich mich entschieden die Decke nur wenig zu quilten. Das Quilt sollte mit der Maschine gequiltet werden und ich wollte gerade Linien senkrecht und waagerecht über die ganze Fläche verteilen. Beim Quilten ist es wichtig, dass der Platz zwischen den Quilt-Linien nicht größer als 6 Inch (15 cm) ist, sonst ist die gewünschte Stabilität nicht geboten.

Es ist nicht leicht, eine ganze Decke durch die Nähmaschine zu transportieren. Dafür gibt es gewisse Strategien – das Wichtigste ist der Ober-Transporteur (Walking Foot). Außerdem rollt man die Decke zusammen, sodass sie durch die Maschine passt. Hier fängt man auch in der Mitte an und arbeitet nach außen. Dann wird die Decke gedreht und die gegenüberliegende Seite gequiltet, bis schließlich alle vier Teile fertig sind.

Meine Vorstellung fürs Quilten

Einfassung des Quilts

Ich hatte schon ganz am Anfang alles was kein Stretch-Stoff war zur Seite gelegt. Jetzt konnte ich diese Hemden und Deckchen in Streifen schneiden und für die Einfassung benutzen. Da das Quilt 125 cm breit und 180 cm lang war, brauchte ich 610 cm um das gesamte Quilt einzufassen. Zusätzlich ist immer etwas mehr Stoff notwendig für die Ecken und um die Einfassung zusammenzuführen. Die Streifen sind 2 1/2 Inch (6 cm) breit.

Da kein einziges Textilstück genug Stoff hergab, entschied ich mich die Streifen aus verschiedenen Stoffen zu machen. Hier muss man einmal um das ganze Quilt nähen. Es gibt eine Technik den Stoff zu falten für die Ecken und eine andere Technik um die Streifen zu verbinden, so dass man nicht sieht, wo angefangen wurde.

Dann faltet man die Einfassung über den Rand des Quilts und näht noch mal um das Quilt herum. Und plötzlich ist das Onesie-Quilt fertig!

Hemdchen für Einfassung

Übergabe und Reaktion

Jetzt war das Quilt fertig und konnte zurück an seine Besitzerin. Ich war ganz zufrieden mit dem Ergebnis, aber trotzdem nervös wie das Quilt aufgenommen werden würde. Fotos können einen Eindruck geben, aber es ist nicht das Gleiche, wie ein Quilt in die Händen zu halten. Frau L. hat viel Vertrauen in mich gesetzt und ich hoffte sehr, dass sie zufrieden sein würde.

Als Frau L. in den Laden kam um das Quilt abzuholen hieß es ‘Oh! Es ist live noch schöner als auf den Fotos!’ ‘Ich sehe so viele Erinnerungen….’ und ‘Das ist was ich mir vorstellte – eine schöne, weiche Decke.’

Da war ich sehr froh – das Quilt gefällt ihr, findet zu Hause viel Verwendung und dabei werden immer wieder neue Details entdeckt.

Vorderseite des Erinnerungsquilts

Rückseite des Erinnerungsquilts

The Onesie Quilt – die Entstehung

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